Pressemitteilung der Grünen Jugend Konstanz zur OB-Wahl in Konstanz
Am vergangenen Sonntag, den 18.Oktober 2020, fand die Neuwahl des*der Oberbürgermeister*in der Stadt Konstanz statt. In dieser konnte sich nun doch der bisherige Amtsinhaber Uli Burchardt mit etwas weniger als der Hälfte der Wähler*innen-Stimmen durchsetzen. Somit gratulieren wir Herrn Burchardt zu seinem alten und neuen Amt. Knapp dahinter kam bereits der, auch von uns unterstützte, unabhängige und überparteiliche Kandidat Luigi Pantisano, welcher zuvor im ersten Wahlgang gezeigt hatte, dass er die meisten Wähler*innen für sich und seine Inhalte begeistern konnte.
Dieser beachtenswerte Erfolg kam nicht von irgendwoher. Über viele Monate war Luigi mit uns, der Grünen Jugend Kreis Konstanz, off- und online unterwegs in Konstanz. In dieser intensiven Kampagne waren viele andere Parteien, Organisationen und Unabhängige vereinigt, die für ein ökologisches und soziales Konstanz gekämpft haben und auch in Zukunft kämpfen werden. Denn die große Unterstützung, die wir durch die Konstanzerinnen und Konstanzer erfahren durften, bestärkt uns, diesen Weg gemeinsam mit allen alten und neuen Mitstreiter*innen für ökologische und sozialen Themen zu gehen. Egal, ob Klimapositivität bis 2030, eine autofreie Innenstadt, ausreichend zahlbarer Wohnraum oder eine solidarische Gesellschaft, all diese Ziele und Herausforderungen werden auch in den nächsten acht Jahren und darüber hinaus bestimmend für unser politisches Handeln sein.
So sehr wir uns darüber freuen, dass unsere Ideen und Handlungsansätze maßgebend für die Debatten im Vorfeld dieser Wahl waren, desto mehr bedauern wir, dass Herr Burchardt sich lieber an seinem Kontrahenten abarbeitete, anstatt mit eigenen Ideen für eine lebenswerte Zukunft in Konstanz zur inhaltlichen Debatte beizutragen. Auch der Südkurier ist seiner journalistischen Aufgabe nicht ausreichend nachgekommen. Angesichts seines Berichterstattungsmonopols zeugt es nicht gerade von großem Verantwortungsbewusstsein, wenn man einen einzelnen Redakteur nahezu alle Texte im Rahmen der Wahlberichterstattung schreiben lässt. Hier erwarten wir, dass dies auch intern ausreichend kritisch aufgearbeitet wird.
Trotz all dieser negativen Begleiterscheinungen wollen wir unseren Blick jedoch ab sofort in die Zukunft richten. Es geht eben nicht um einzelne Personen oder Organisationen, sondern um die konsequente Weiterentwicklung unserer Stadt und Gesellschaft. Der Wahlkampf mag beendet sein, doch unsere Anliegen bleiben und damit auch wir. Für ein ökologisches und soziales Konstanz!
Bruno Neidhart
26. Oktober 2020
Dem Südkurier quasi vorzuwerfen, er hätte sich medienmonopolistisch verhalten, ist in Zeiten der so genannten „social media“, die heute ein viel breiteres Feld netzwerkend beackern können, als es dies Papiermedien möglich macht, schon eine gewagte Feststellung.
Das größte Versäumnis von „Grün“ ist dem Umstand geschuldet, keine eigene Kandidatin/keinen eigenen Kandidaten für die OB-Wahl ins Zentrum der Bemühungen um den Stadtsessel gestellt zu haben. Warum als Ersatz dann ein Kandidat gefördert wurde, der zwar „starkgrün“ plakatieren durfte, jedoch ziemlich verdeckt dunkelrot agierte (Spiegel), bleibt umso mehr ein Geheimnis von Grün, da der Stuttgarter Kandidat, der mal der Grünen Partei angehörte, dort sogar den „Sozio-ökologischen Aspekt“ zeitnaher politischer Entwürfe erlernte haben dürfte! (Bei Riexinger ging es dann noch um etwas anderes).
Die knappe Wahlunterlegenheit weist dabei deutlich darauf hin, dass Grün (und Umgebung) in Konstanz 2020 tatsächlich eine veritable Chace verpasst haben könnte, wie schon früher mal – damals sogar als erste Stadt Deutschlands – einen Grünen OB stellen zu können – neu, noch besser: Eine Oberbürgermeisterin! Wenn dieses Scheitern darauf zurück zu führen wäre, keine eigene Kandidatin/keinen eigenen Kandidaten gefunden zu haben, die/der u.a. stringent Stadt-sozio-ökologisch zu denken vermag, um stark stadtmobilisierend zu wirken, würde es fatal am Grundimage von Grün kratzen.
Lisa Risilia
27. Oktober 2020
Zum Thema Südkurier:
Soziale Netzwerke ermöglichen eine vielfältige Auseinandersetzung, und geben vielen Einzelpersonen und Gruppen eine Stimme, nehmen in der gesamten öffentlichen Debatte aber eine völlig andere Stellung ein als eine Tageszeitung. Zum einen wird den traditionellen Medien noch immer großes Vertrauen entgegengebracht und zum anderen hat der Südkurier eine deutlich größere Reichweite als es einzelne Gruppierungen in den Sozialen Medien in Konstanz haben. Dies gilt umso mehr für ältere Menschen, die einen großen Anteil der Wähler*innen ausmachen und gibt dem Südkurier somit eine große Verantwortung, der insbesondere der im Artikel gemeinte Redakteur durch tendenziöse Berichterstattung und Fokus auf Personen statt Inhalte nicht nachgekommen ist. Gerade die differenzierte und inhaltsbezogene Betrachtung sollte eigentlich die Stärke einer Zeitung mit ihren längeren Formaten sein und ist daher nicht einfach mit „social media“ aufzuheben.
Zum Thema Kandidat*innenauswahl
Die Grünen, ebenso wie wir, haben sich für den aus unserer Sicht inhaltlich und menschlich stärksten Kandidaten entschieden. Luigi war unser Kandidat, und nicht der einer anderen Partei, dem wir uns nachträglich angeschlossen haben. Der knappe Wahlausgang zeigt aus unserer Sicht viel mehr, dass in Konstanz der Wunsch nach progressiver Politik und echtem Klimaschutz besteht und dafür war Luigi der richtige Kandidat, der es geschafft hat, ein breites Bündnis zu mobilisieren und einen sehr erfolgreichen Wahlkampf zu führen. Das irrationale Ängste vor der Linkspartei mit wahlentscheidend waren finden wir selbstverständlich schade.
Dennoch haben auch wir mit Nese Erikli und Sebastian Lederer zwei starke Kandidierende aus unseren eigenen Reihen für Landtags- und Bundestagswahlen aufgestellt, die in Konstanz und Umgebung antreten werden.
Lisa Risilia
Im Namen der GJ Konstanz